„Was kann ich schon machen?“ Ist die häufigste Antwort, die ich höre. Viel!
„Solange die anderen nichts machen, insbesondere die Chinesen und Amerikaner, spielt es gar keine Rolle, was ich mache.“
Das mag vielleicht stimmen. Aber bekanntlich gibt es auch den Schmetterlings-Effekt. Daher könnte die Handlung eines Einzelnen sehr wohl eine grosse Auswirkung haben. In seinem bemerkenswerter TED-Talk „How to Start a Movement“ erklärt Derek Sivers in fünf Minuten, wie aus einem einzelnen „Verrückten“ eine grosse Bewegung wird. Wir kennen das: Greta Thunberg ist auch so eine. Manche würden es als verrückt ansehen, sich als einzige Person jeden Freitag vor das schwedische Parlamentsgebäude zu setzen. Und was ist daraus geworden? Eine globale Bewegung, die etwas bewirkt. Zumindest bewirkt sie, dass wir über die Klimakrise nachdenken.
Warum sollte also aus Ihrer „verrückten“ Aktion nicht auch eine globale Bewegung werden?
Versuchen Sie es doch einmal! Was kann schon Schlimmes passieren? Nun fragen Sie sich bestimmt, was gerade sie tun können, das wirklich etwas bringt. Ganz einfach.
- Essen Sie weniger oder gar keine tierischen Produkte
- Fliegen Sie nicht und machen Sie auch keine Kreuzfahrt
- Kaufen Sie kein Auto mit Verbrennungsmotor
- Machen Sie wieder Ferien in den Ländern, die Sie mit der Bahn oder einem Auto ohne Verbrennungsmotor erreichen können
Diese Verhaltensweisen kosten noch nicht einmal mehr. Sie werden sogar Geld sparen. Sicher, etwas persönlicher Verzicht ist schon dabei.
Essen Sie weniger oder gar keine tierischen Produkte
Warum sind tierische Produkte so ein Problem? Ca. 70% der weltweit landwirtschaftlich genutzten Fläche (oder gar 83%) nutzen wir für die Erzeugung tierischer Produkte. Und damit sind die direkt verantwortlich für die Abholzung und das Abbrennen von Regenwäldern, damit hier billiges Tierkraftfutter in Form von Soja und Palmfett angebaut werden kann. Sehr richtig! Das wird für die Fleischproduktion und nicht für die Vegetarier angebaut.
Die schweizer Landwirte rühmen sich gerne, dass sie die Schweiz mit Fleisch nahezu ohne Importe versorgen können. Dabei vergessen sie aber zu erwähnen, dass dies ohne den massiven Import von Futtermittel aus Soja und Palmfett nicht möglich wäre. Zusätzlich geht vergessen, dass die entsprechend notwendigen Felder nicht reichen, um die Gülleabfälle zu entsorgen.
In Restaurants ist es gar nicht so leicht, auf tierische Produkte zu verzichten. Nicht, weil wir es nicht könnten, sondern weil sich unsere westliche Küche an die Nutzung tierischer Produkte gewöhnt hat. Nur sehen wir kaum, was in den Küchen abgeht. In Österreich müssen die verwendeten Produkte auf einer Speisekarte deklariert sein. Was für eine Offenbarung! Es gibt dort im Prinzip keine Gerichte, die nicht entweder Fleisch und/oder Milch enthalten. Meinen Sie, dass sei in anderen Ländern anders?
Auf den Speisekarten von Restaurants stehen normalerweise mehr als 90% Speisen, die tierische Produkte enthalten. In einem italienischen Restaurant bleibt dann häufig die Pasta mit Tomatensauce, die eine Vorspeise ist. Die Hauptspeise werden Sie dort leider auslassen müssen.
Wir haben schon seit sehr vielen Jahren eine viel zu hohe Milchproduktion und die muss weg. So haben die Köche gelernt, dieses billige Produkt zu nutzen, um die Speisen zu strecken. Zum Beispiel schmeckt eine Kürbissuppe hervorragend oder gar besser ohne „Creme“, „Sahne“ oder „Rahm“. Nur benötigt der Koch dann mehr Kürbis. Mit dem flüssigen, tierischen Produkt streckt der Koch die Suppe auf für ihn sehr günstige Art.
Bitten Sie den Koch, seine Speisen vegan herzustellen und machen Sie dem Restaurant deutlich, warum Sie nur einen Gang bestellen.
Haben Sie schon einmal die vegetarischen Gerichte bei Ihrem Lieblings-Inder probiert? Was für ein Genuss! Warum scheint das in der westlichen Küche nicht möglich? Wie konnte es soweit kommen, dass die westlichen Gerichte mehrheitlich tierische Produkte enthalten? Daheim haben wir eine ähnliche Menüwahl. Anders als in Restaurants ist es aber daheim wesentlich leichter, sich zu ändern.
Fliegen Sie nicht und machen Sie auch keine Kreuzfahrt
Ich kann mich an keinen Flug erinnern, bei dem ich mich wirklich wohl gefühlt habe. An Bord ist man eingequetscht wie ein Stück Vieh auf der Schlachtbank und bekommt „Etwas“ zum Essen, das man daheim oder in einem Restaurant nicht essen würde.
Fliegen und Kreuzfahrten sind weltweit gesehen Luxusgüter, die der Massentourismus für die westliche Welt erschwinglich gemacht hat. Dabei ist kaum etwas so schädlich für die Umwelt wie das Fliegen. Glücklicherweise sind nur 18% der Menschen überhaupt in der Lage, sich Flüge leisten zu können. Das heisst, wir gönnen uns ein wenig Luxus auf dem Rücken der Menschen, die sich diesen (noch) nicht leisten können. Muss der nächste Flug wirklich sein?
Tatsächlich bekommt man beim Fliegen von der Reise nichts mehr mit. Dabei ist doch die Reise selber schon schön, denn sie unterstützt uns, den Alltag hinter uns zu lassen, bevor wie am Urlaubsziel ankommen. Sie wären auch gar nicht alleine bei Ihrer Entscheidung. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nahe.
Kaufen Sie kein Auto mit Verbrennungsmotor
Die Gesamtkosten eines Elektroautos, also Anschaffungs- und Betriebskosten, sind heute über 10 Jahre gerechnet bereits günstiger, als ein vergleichbarer Verbrenner. Auch die Gesamtkosten eines neuen Tesla Model 3 sind geringer als die Gesamtkosten eines vergleichbaren, geschenkten Verbrenners. Selbst bei den reinen Anschaffungskosten liegen Verbrenner zum Beispiel wie ein Audi A4 bereits weit hinter Elektroautos.
Obwohl wir es besser wissen, verkaufen die Automobilhersteller immer noch Autos mit Verbrennungsmotor. Wie kann das sein? Die Städte werden diese Fahrzeuge bald verbieten. Dann sinkt der Wert solcher Autos ins Bodenlose. Wer wird am Ende den Schwarzen Peter in den Händen halten. Sie?
Jedes neue Auto mit Verbrennungsmotor, das heute in den Verkehr gesetzt wird, wird die nächsten 10 bis 15 Jahre das Klima, die Umwelt und die Gesellschaft mit seinen Emissionen schädigen. Fahren Sie ihren vorhandenen Verbrenner oder eine Occasion (einen Gebrauchten) so lange es geht, wenn Sie der Meinung sein sollten, dass es für Sie noch nicht Zeit ist für ein Elektroauto sein sollte. Aber kaufen Sie keinen neuen Verbrenner!
Machen Sie wieder Ferien in den Ländern, die Sie mit der Bahn oder dem Elektroauto erreichen können
Wir haben es doch so schön! Wir haben den Strand, Flusslandschaften, Städte und die Berge und vieles mittendrin. Und seien wir einmal ehrlich, wenn wir in die Ferien gehen, dann wollen wir doch am Liebsten das, was wir schon kennen. Oder warum gibt es in Thailand Schnipo? Meinen Sie wirklich, dass die Thailänder so etwas essen würden?
Aber, „unsere Reisen unterstützen doch die lokale Wirtschaft.“ Meinen Sie wirklich? Haben Sie schon einmal berechnet, was bei einer Reise wie viel kostet? Flug, Unterkunft und Leihwagen entsprechen 80% und mehr der Kosten. Wenn Sie Halbpension gebucht haben, werden das 90 bis 95% sein. Ihr Geld bekommen damit die Fluglinie, Hotelkette und Leihwagenkette.
Wir sind überhaupt nicht gern gesehen. Die Mallorquiner wollen uns nicht mehr! Sie können sich dort keine Mietwohnungen mehr leisten, weil es für die Eigentümer besser ist, die Wohnungen tageweise über AirB&B zu vermieten! Wollen Sie an einem Ort Ferien machen, wo Sie nicht erwünscht sind?
Wenn Sie die ferne Wirtschaft unterstützen wollen, spenden Sie etwas Geld. Aber bleiben Sie einfach daheim und unterstützen Sie die nahe lokale Wirtschaft.
Veränderungen sind schwer, keine Frage. Und so reden wir uns ein, dass das schlechte Bekannte besser ist als das gute Unbekannte.
Es gibt wirklich immer noch zu wenige „Verrückte“, die einfach beginnen, sich zu ändern. Wir wissen um die Klimakrise und kennen die vier Handlungsweisen. Sie alleine würden das Klima für uns retten, damit wir und die nachfolgenden Generation auch noch auf diesem Planeten leben können. Doch passieren tut nichts. Wir essen mehr Fleisch. Wir fliegen mehr. Und wir kaufen immer noch Autos mit Verbrennungsmotoren.
Versuchen Sie es: Machen Sie ihren ersten Schmetterlingsflügelschlag!