Tesla Schlieren war so freundlich und hat uns ein Model 3 Performance in Weiss mit weissen Sitzen zur abendlichen Testfahrt überlassen. Herzlichen Dank dafür!
Wir haben eine 2.5-stündige Rundfahrt über Uitikon, Stallikon, Affoltern a.A., Seewen, Sattelpass, Ratenpass, Zug und wieder zurück gemacht. Losgefahren sind wir mit einer mehr oder weniger halbvollen Batterie mit 250 km Reichweite.
„Das Model 3 geht ab. Absoluter Wahnsinn!“
Schon bei der ersten Beschleunigung aus Schlieren in Richtung Uitikon haben wir die Leichtfüssigkeit des Autos kennenlernen dürfen. Insbesondere im Performance-Modell kommt sehr schnell Go-Kart-Gefühl auf – auch, weil man so viel sieht. Das Model 3 geht ab. Absoluter Wahnsinn! Wie auf Schienen zieht es seine Bahn die Kurven nach Uitikon hoch. So muss Auto.
Das Highlight, das uns den ganzen Abend ein fettes Grinsen in die Gesichter zauberte, passierte am Ende unserer Runde. Eine C- oder A-Klasse – man kann das von hinten eigentlich gar nicht mehr unterscheiden – mit dem „AMG“-Zeichen am Heck positionierte sich an einer Kreuzung auf der linken Spur. Wir stoppten daneben, einen guten Meter zurück versetzt. Als die Ampel auf Grün wechselte, senkte ich meinen Fuss auf das Fahrpedal, das Model 3 schoss ohne ein Geräusch und ohne quietschende Pneu über die Kreuzung. Auf der anderen Seite der Kreuzung hatte es bereits die erlaubten 60 Stundenkilometer erreicht. Ein Blick zurück zeigte, dass der Mercedes immer noch an der Ampel stand. Und wir mussten lachen. Das Model 3 und hier insbesondere das Performance-Modell ist fahrleistungsmässig eine andere Welt. Es schlägt alle anderen Mitbewerber, insbesonders BMW 3, Audi A4 oder Mercedes C in dieser und höherer Preisklassen um Welten.
„Kein anderes Auto hat derzeit eine Übersicht des Model 3.“
Die Übersicht des Model 3 ist unschlagbar. Hier macht sich das nicht-notwendige und damit fehlende Instrumentenbrett bemerkbar. Man gewöhnt sich sehr rasch an das zentrale Display, welches genial gelöst ist. Auch das Konzept der beiden Bedienhebel verinnerlicht man rasch.

Aber auch die grosse Frontscheibe hilft der Übersicht. Tesla hat geschafft, was alle anderen Hersteller nicht konnten: Die Sicherheit der Fahrgäste zu verbessern ohne auch die Seitenwände der Türen zu erhöhen. Während alle anderen Hersteller die Türen immer höher gebaut und die Fenster zu Schiessscharten haben werden lassen, hat Tesla dem Model 3 wieder grosse Fenster gegönnt. Und trotzdem ist das Model 3 das sicherste Auto der Welt. Auch der Innenraum ist sehr hoch, so dass auch Personen oberhalb einer Körpergrösse von 1.80 m ausreichend Kopffreiheit haben.
Die Sitze sind sehr bequem. Allerdings sind die natürlich nicht mit dem Model S vergleichbar. Mir fehlte etwas die Beinauflage und der Seitenhalt. Auch hinten kann man auch als grösserer Mensch gut sitzen.
„Das Full-Self-Driving-Paket sollte immer mitbestellt werden.“
Auf der Autobahn lernten wir den Autopiloten besser kennen und stellten fest, dass im Standard-Paket zwar der Tempomat, der Spurhalte- und Abstandsassistent enthalten sind, der Spurwechselassistent aber nicht. So muss man bei der Fahrt mit dem Autopiloten einen Spurwechsel manuell durchführen. Sobald man den Blinker setzt, deaktiviert sich der Autopilot. Weil allerdings der Gang- und Autopilot-Wahlhebel auf der rechten Seite des Lenkrades liegt, ist das einhändige Fahren mit nur der linken Hand so nicht wirklich möglich. Vor allem dann nicht, wenn man nicht das Full-Self-Driving-Paket bestellt hat. Denn dann muss man bei jedem Spurwechsel den Autopiloten erneut mit zweimaligem Herunterdrücken des Gangwahlhebels auf der rechten Seite des Volants aktivieren. Einen solchen Spurwechsel kann ein Model S bereits mit dem Autopilot 1 und der Hardware-Version 1. Daher sollte man das Full-Self-Driving-Paket unbedingt mitbestellen.
Auf dieser recht repräsentativen Fahrt von 150 km haben wir 149 Wh/km verbraucht. Dieser Wert ist sehr gut.
„Der Kofferraum des Model 3 ist riesig.“
Anschliessend haben wir noch den Kofferraumtest gemacht. Wir haben hierzu einen sehr grossen und einen grossen Koffer, die beide nebeneinander im Model S Platz finden, genutzt. Wir hatten zuerst Bedenken, dass nicht beide Koffer in den Kofferraum des Model 3 passen würden. Wir wurden eines besseren belehrt! Sie passen! Locker. Nicht längs, sondern quer. Dazu passt sogar noch eine kleinere weitere Tasche in den Kofferraum und auf den Koffern hat es auch noch Platz. Der Kofferraum des Model 3 ist somit riesig für seine Klasse. Es hat keine Heckklappe wie beim Model S, sondern einen klassischen Kofferraumdeckel, durch den aber alle passenden Gegenstände leicht be- und entladen werden können.

Als Fahrer eines Model S sehe ich häufig mehr Model S als Model 3 auf der Strasse. Komischerweise grüssen mich dann die Model-3-Fahrer nicht. Aber mit dem Model 3 haben wir nur andere Model 3, aber keine Model S gesehen. Und ja, die Model-3-Fahrer und -Fahrerinnen grüssen sich untereinander.
„Das Model 3 ist der neue Wagen des Volkes.“
Das Model 3 zeigt, was Designer und Ingenieure erreichen können, wenn sie Konventionen vergangener Jahrzehnte hinter sich lassen dürfen. Wir Fahrer bekommen endlich eine Sicht nach draussen und können die Grösse des Fahrzeugs wieder besser einschätzen. Alle Passagiere erhalten wieder Raum und fühlen sich nicht mehr so, als ob ihnen nur der verbleidende Platz zugestanden wird, der nicht durch Verbrennungsmotor, Antriebsstrang und Abgasanlage verbaut ist.
Das Model 3 ist richtungweisend und verfügt über so viele neue Ideen und Bedienkonzepte, die wir sicherlich in der fernen Zukunft auch bei anderen Herstellern sehen werden. Eines dieser neuen Bedienkonzepte ist die Belüftung, deren Bedienung einfach ist. Aber noch besser ist deren Wirkung, denn die Belüftung des Model 3 ist dem des Model S weit überlegen.
Auch die Premium-Soundanlage des Model 3 ist besser als die des Model S und eine der besten, die ich je in einem Auto ab Werk gehört habe.
Abschliessend kann ich über das Model 3 nur sagen, dass es der neue Wagen des Volkes ist. Dies ist ein Auto für jeden und jede. Wer es gefahren ist, wird nie wieder etwas anderes und schon gar keinen Verbrenner mehr fahren wollen. Auch der Preis ist ansprechend. Sicher, der Einstiegspreis erscheint auf den ersten Blick als hoch, aber aus Sicht der Gesamtkosten über 10 Jahre schlägt es fast jeden anderen Verbrenner, den man geschenkt bekommt. Im Einstiegspreis bekommt das Volk bereits ein vollständiges Fahrzeug. Ich habe dies in einem Vergleich mit einem Audi A4 beschrieben.