In der analogen Zeit klassischer Armaturenbretter konnten Automobilhersteller Informationen am besten mittels einer Nadel darstellen, die sich über eine Skala eines Rundinstrumentes bewegte. Die hier gezeigten Informationen dienten hauptsächlich dem Schutz des Verbrennungsmotors und dem sicheren Ankommen am Ziel: Geschwindigkeit, Drehzahl, Kühlmitteltemperatur, Ölstand oder Öldruck. Sie transportierten aber auch die Information „Wieviel Kraftstoff ist noch im Tank?“ bevor die wirklich interessante Information berechnet werden konnte: „Wie weit komme ich noch?“ Neuere Armaturenbretter sind ein Mix geworden aus Klassik und Moderne: Sie scheinen vollgepackt mit Informationen. Und warum? „Weil wir es immer schon so gemacht haben und uns nicht trauen, Kunden zu vergraulen, wenn wir etwas weglassen.“ Das Problem mit dem Nicht-Weglassen-Können ist aber wie beim Menschen: es verfettet und zeigt zu viel unwichtige Information an. Das Display des Audi A4, den ich kürzlich als Mietwagen hatte, macht dieses sehr schön deutlich. Da denken die klassischen Hersteller leider häufig „mehr ist mehr“.

Kühlmitteltemperaturanzeige
Früher, ja viel früher, hatten Verbrennungsmotoren das Problem der Überhitzung. Aber, schon im Sommer 1998 in einem amerikanischen Auto im Death Valley habe ich dieses Problem nicht mehr gehabt! Wann genau haben Sie das letzte Mal ein solches Problem gehabt? Und wann wollten Sie hierüber informiert werden? Richtig: Dann, wenn sich die Temperatur aus dem Norm-Bereich bewegt. Sonst nicht. Eigentlich verändert sich die Lage der Anzeige nie und liegt bei 90°C. Wozu verschwendet denn Audi dann immer noch diesen Platz? Weg damit.
Drehzahlmesser
Da es sich um einen Diesel und Automatik handelt, wird sich das Getriebe immer selber zu schützen wissen und im Notfall in den korrekten Gang schalten. Abgesehen davon, habe ich beim Beschleunigen noch nie nach unten auf den Drehzahlmesser geschaut, sondern nach vorne und versucht, niemand zu überfahren und nicht zu schnell zu werden. Kann weg.
Tempomatanzeige
Der geneigte Betrachter findet deren genau zwei: die beiden grünen Leuchten. Die eine im rechten Ziffernblatt ist als Hinweis gedacht, dass der Tempomat angeschaltet ist. Der andere rechts neben dem linken Ziffernblatt zeigt, dass der Tempomat angeschaltet ist und zusätzlich noch die eingestellte Geschwindigkeit. Reicht nicht eine?
Geschwindigkeitsanzeige
Sicher, die zentrale Multifunktionsanzeige könnte auch den Durchschnittsverbrauch, den Verbrauch von „Komfortmerkmalen“ oder sonstiges unnötiges Zeug anzeigen. In 99 % der Fälle wird hier aber in schönen, grossen Zeichen die Geschwindigkeit angezeigt werden. Kein Suchen, wo denn die Nadel ist oder einschätzen, ob sie näher an 50 oder 60 liegt. Auch kein Vorgegaukel, ob der Diesel vielleicht nicht doch eine Geschwindigkeit von 300 km/h erreichen könnte, sondern einfach nur eine Zahl. Daher, auch die rechte Geschwindigkeitsanzeige kann komplett weg.
Tankanzeige
Die einzige Information, die der Fahrer wissen will ist, „wie weit kann ich noch fahren bevor ich an die Tankstelle muss?“ Genau, das ist die Reichweite. Diese steht oben links im mittleren Bereich. Bei einer Reichweite von 980 km wird die Information eher selten benötigt. Die Tankanzeige rechts aussen kann also auch weg.
Aus (Off) versus Zündung (Ready)
Der Unterschied zwischen „Aus“ und „Zündung“ ist, dass bei Zündung die Bordanlagen mit Strom versorgt werden. Was passiert, wenn dies der Fall ist? Richtig, das Display wird aktiviert. Wozu braucht es dann eine Zweitfunktion des Drehzahlmessers, der nicht nur die Drehzahl, sondern auch noch darstellt, ob die Zündung aktiviert wurde? Kann weg.
Fazit und was bleibt dann noch übrig?
Man merkt diesem Display an, wie ungern ein klassischer Automobilhersteller wie Audi etwas wegwirft und stattdessen etwas grundlegend Neues anbietet. Wenn links und rechts auf dem Audi-Display alles obsolet ist, dann bräuchte es nur noch den mittleren Bereich. Hier werden oder können alle Informationen bereits dargestellt. Wozu also noch diese Rundinstrumente? „Weil wir es immer so gemacht haben!“