Wir reden immer mehr von einer zukünftigen „Sharing-Community“ und meinen damit, dass die einzelne Person kein Eigentum mehr hat, sondern sich etwas dann leiht, wenn sie es braucht. Wir sehen die kommende Sharing-Welle derzeit an den vielen Miet-Scootern, die überall herumstehen. Doch, handelt es sich dabei wirklich um „Sharing“?
„Sharing“ bedeutet „Etwas Teilen“. Etwas teilen kann man, wenn man Eigentümer von dem Etwas ist. Zum Beispiel kaufen die Bewohner eines Quartiers gemeinsam ein Auto, sind gemeinsam Eigentümer und teilen sich das Auto. Sie kümmern sich gemeinsam um ihr Eigentum. Der Besitzer des Autos wechselt allerdings bei jeder Benutzung. Der jeweilige Besitzer retourniert das Auto in einem sauberen und einsatzbereiten Zustand, damit die anderen Personen ein fahrtüchtiges Fahrzeug zur Verfügung haben.
Was wir aber heute unter „Sharing“ erleben, ist nicht „Teilen“, sondern ganz normales „Renting“, also „Mieten“. Das ist nichts Neues, denn wir kennen das Prinzip schon seit Jahrzehnten bei den Mietautos: Ein Unternehmen kauft Autos und vermietet diese. Wenn wir Autos mieten, ist uns bewusst, dass wir es an einem vordefinierten Ort zurückgeben müssen – je nach Mietvertrag sogar vollgetankt.
Bei Miet-Scootern und -Velos sieht das anders aus. Weil die Nutzer dieser neuen Mietdienste ihren Besitz überall beenden dürfen und jemand anders hinter ihnen aufräumt, stehen die Geräte überall herum (siehe Bild).
Das trifft den Nerv vieler: Jemand räumt hinter ihnen auf, wenn am Abend der Transporter kommt, um die Geräte wieder einzusammeln. Sie hatten wohl alle eine Mutter, die deren Spielsachen wegräumt.
„Sharing“, wie oben beschrieben, würde aber bedeuten, dass die Besitzer die gemieteten Geräte wieder aufladen und in einem solchen Zustand parat machen, dass andere Personen das Gerät wieder nutzen können.
Ein wirkliches „Sharing“ sehen wir derzeit in der „Sharing-Community“ leider nicht. Was wir sehen ist ein Nutzen und anschliessendes Wegwerfen. „Möge sich jemand anderes um meinen Dreck kümmern.“ Das spiegelt leider nicht unsere saubere Zukunft wider, sondern nur unsere dreckige Vergangenheit.
Daher sollten wir aufhören die kommende „Sharing-Community“ zu glorifizieren und sie als das nennen, was sie derzeit ist: die „Renting-Dispose-Community“, die „Miet-Wegwerf-Gesellschaft“.