Das Can Martí (www.canmarti.com) in Sant Joan de Labritja auf Ibiza ist ein Einöd, eine Oase der menschlichen Ruhe. Es liegt 900m von der Strasse entfernt in einem Hochtal. Man hört nur die Tiere der Natur: die Esel, die Hähne und die Schafe machen sich lautstark bemerkbar. Manchmal hört man den menschlichen Lärm, wie in der Ferne die Musik einer Chillout-Party, Flugzeuge oder die Autos der Strasse nach Sant Vicent de la Cala. Aktuell werden die Strassen nach Sant Joan und Portinatx verbreitert. Das wird den Verkehr schneller und damit auch lauter machen. Die Bauarbeiten waren während unseres Aufenthaltes tagsüber manchmal deutlich zu hören. Das ist aber eher selten. Im Allgemeinen ist es hier ruhig – sehr ruhig!
Wer das “Übliche” von Ibiza sucht, also lärmende, feiernde Menschen, die in standardisierten, gesichtslosen Hotelbauten nächtigen, der ist beim Can Martí falsch. Nach jedem Ausflug in die grösseren Dörfer und Städte auf der Insel, haben wir uns gefreut, „nach Hause“ in das ruhige Can Martí zu kommen. Die 900m von der Strasse reichen aus, um den nötigen Abstand zu gewinnen. In dem Moment, wo man den Motor ausstellt, ist man in der Ruhe angekommen. Hier hat man persönlichen Kontakt zu den Menschen von Can Martí. Und dieser Kontakt ist immer freundlich und zuvorkommend.
Das Can Martí gehört zu der andere Seite von Ibiza, dem “Agriturismo”, was bei anderen Häusern manchmal weniger mit Agrar zu tun hat, als ein schönes, ruhiges Ambiente zu präsentieren und sich vom “Üblichen” abzugrenzen. Das Can Martí ist tatsächlich ein Bauernhof, sogar ein Bio-Bauernhof, auf dem sowohl Bio produziert als auch mit Bio gelebt wird. Wasser kommt aus den eigenen Brunnen. Die Sonne erzeugt den Strom und erhitzt das Warmwasser, das ab Mittag verfügbar ist. Der Bio-Pool kommt ohne Chlor oder andere Chemikalien aus. Die verwendeten Reiniger auf dem Areal sollten ebenfalls biologisch abbaubar sein, damit die eigene Recyclinganlage das gebrauchte Wasser aufbereiten und für die Bewässerung wiederverwenden kann. Mehr Bio als im Can Martí geht nicht.
Dadurch entstehen aber auch einige Einschränkungen für die Gäste, denn das ganze System ist aufeinander abgestimmt. Der Bio-Pool verkraftet verständlicherweise Cremes nicht. Das bedeutet, dass man sich vollständig entölen sollte, bevor man ihn benutzt. Wir haben den Pool daher nie benutzt, sondern ihn als sehr schönen Gartenteich mit Fröschen, Mücken und Libellen angesehen.
Im Can Martí besinnt man sich an das, was wirklich wichtig ist. Ja, wir Menschen kämen mit wenig aus. Luxus und sich von hinten bis vorne verwöhnen lassen ist zwar fein, aber eben auch fast unnötig. Wir hätten uns aber durchaus gewünscht, weiche Auflagen auf den recht unbequemen Sonnenliegen zu haben. Und so lehrt das Can Martí uns Grossstädtern mit wenig auszukommen und über natürlich produzierte Produkte nachzudenken. Der Hof-eigene Laden bietet neben eigenen Produkten, wie Bio-Eiern von sehr, sehr glücklichen Hühnern, Früchte, Salate und was der Hof sonst so hergibt, auch weitere Bio-Produkte wie Pasta, Weine, Öle usw. an. Und was der Hofladen nicht anbietet, hat der kleine Lebensmittelladen in Sant Joan, der viele weitere Kuhmilch-freie- und Bio-Produkte führt. Ich wünschte, das Leben daheim wäre so einfach! Zusätzlich gibt es noch den besten Bio-Laden “Savia” (www.saviaibiza.com) in Eivissa.
Das Can Martí ist ein Mix aus “Ferien auf dem Bio-Bauernhof für Familien mit Kindern“ und „Slow down at Can Martí für gestresste Menschen“. Dies ist ein schwieriger Spagat und je nach Belegung der vier Ferienwohnungen durchaus möglich. Wir konnten zwei dieser bewohnen und haben einen Eindruck von den anderen beiden erhalten. Der Gast hat die Qual der Wahl zwischen vier vollkommen verschiedenen Ferienwohnungen.
- Algarrobo. Das ein-zimmerige Studio ist am höchsten und am sonnigsten gelegen. Es bietet die grösstmögliche Abgeschiedenheit gegenüber den anderen Gästen. Das Bett ist herrlich. Auf der Terrasse mit einem schönen Blick über das Areal, Tisch und Stühlen hat man fast den ganzen Tag über ein wenig Schatten. Zusätzlich stehen Sonnenliegen und ein weiterer Tisch ausserhalb der Terrasse zur Verfügung. Ein Baum spendet vormittags Schatten. Es fehlt jedoch ein Sonnenschirm, so dass man ab Mittag ohne Schatten auskommen muss, wenn man in seinem Ruhebereich liegen will. Die Architektur der Wohnung erlaubt es, dass es gut klimatisiert ist, obwohl es von allen Seiten durch die Sonne beschienen wird.
- Almendro. Das ein-zimmerige Studio verfügt über eine Zwischenetage für das Bett. Hierher führt eine steile Holztreppe, über die man hinunter und hinauf muss, wenn man zum Beispiel nachts zum WC muss. Das Studio hat eine schattige Sitzecke und einen weiteren Tisch sowie Sonnenliegen ausserhalb. Ein Schirm spendet den notwendigen Schatten.
- Pino. Das zwei-zimmerige Apartment ist die am schattigsten, zentralsten und damit tiefsten gelegene Unterkunft. Das in Erdfarben gehaltene Apartment ist ausreichend gross, aber relativ klein. Die Türhöhen passen eher ins Auenland der Hobbits. Grössere Menschen (ab 1.70m) lernen bereits am ersten Tag, den Kopf nicht zu hoch zu tragen.
Das abgetrennte Schlafzimmer bietet etwas Luxus, den die anderen Wohnungen nicht haben. Jedoch ist das angepriesene „Komfortbett” alles andere als Komfort, denn der Lattenrost schlägt bei jeder Drehung auf die Längsverstrebung des Bettrahmens. Auch hat man hier null Privatsphäre, denn alle anderen Gäste müssen an den Schlafzimmerfenstern vorbei, die den Raum angenehm klimatisieren, wenn sie geöffnet sind. Die schattige Sitzecke ist ebenfalls sehr öffentlich. Der kleine, hübsche Park-ähnliche Platz zwischen dem Pino und dem Olivo bietet einen kleinen Tisch und zwei Sonnenliegen. Eine Palme mit riesigen Blättern spendet am Nachmittag Schatten. Das Olivo ist zwar durch eine Hecke abgeschieden, aber man hört die Gäste eigentlich ständig (so sie denn dort sind). - Olivo. Das Olivo ist vor allem bei Familien mit Kindern beliebt, weil es ein eigenes abgeschottetes Reich mit viel Umschwung ist.
Alles in Allem können wir das Can Martí nur empfehlen und würden gerne wiederkommen.
Sehr schön! Besten Dank für den Bericht!
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